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Auf dem Lösslehm der Leipziger Tieflandsbucht steht ein kleines Dorf namens Pödelwitz. Ein Name, der schon um’s ein oder andere Mal durch die Zeitungen spukte, denn noch unter dem Lehm verläuft ein Braunkohleflöz. Zwölf Jahre lang wehrten sich einige wenige Bewohner*innen des Dorfes gemeinsam mit der Klimagerechtigkeitsbewegung gegen die geplante Umsiedlung und Abbaggerung, bis 2021 unsere Forderung „Pödelwitz bleibt!“ erfüllt schien. Voll Begeisterung begannen wir Visionen zu entwickeln für die Wiederbelebung; für ein Dorf, das sich zugleich neu erfinden und zu seinen Wurzeln zurückkehren sollte als Modelldorf der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit, als ein lebendiges Dorf der kurzen Wege, in das Arbeit, Versorgung, Wohnen und Gemeinschaft zurückkehren könnten. Für ein betreutes Wohnen für Menschen mit Behinderung konnte bereits ein Träger gefunden werden, vielfältige begabte Tüftler*innen entwarfen bereits die verschiedenen Bereiche einer offenen Werkstatt, junge Gärtner*innen besuchten mit einem liebevollen Blick auf die vernachlässigten Streuobstwiesen Lehrgänge zum Obstbaumschnitt, Familien, Einzelpersonen und Gemeinschaften ließen die Listen der Wohninteressierten und den Pool der Ideen wachsen.
Dietmar Schäfer, Experte für Lehmbau und engagiertes Mitglied des ansässigen Heimatvereins, brachte den Vorschlag eines „Lehmkompetenzzentrums“, wie sie noch bis in die 50er Jahre vielfach existierten, für Pödelwitz ein. Die Nutzung dieses zeitlosen, regionalen und ökologischen Baustoffs zu stärken und das alte Wissen darum wieder zu aktivieren, passte zu unseren Visionen ebenso gut wie zu unserem Dorf und der ganzen Region mit ihren vielen Lehmbauten und so bildete sich ein kleines Team, das seither mit Recherche und Vernetzung an der Verwirklichung dieser Idee arbeitet.
Doch die 80% des Dorfes, die leer stehen und Platz für all diese wichtigen Projekte böten, befinden sich weiterhin im Besitz des Bergbauunternehmens und zerfallen zusehens vor unseren Augen, während wir vor den Zäunen stehen. Besonders verheerend wirkt sich der Leerstand und die fehlende Instandhalten natürlich gerade auf die historischen wertvollen Gebäude aus, an denen das Dorf reich ist.
Und so mussten wir feststellen – Wenn es so bleibt, bleibt Pödelwitz nicht! Denn Pödelwitz ist keine Neubausiedlung mit horrenden Quadratmeterpreisen am Ufer eines Baggersees oder was immer hier entstehen soll, wenn die Häuser einmal nicht mehr zu retten sind. Pödelwitz ist ein 750 Jahre altes Dorf, erhalten in der ursprünglichen Siedlungsform des slawischen Rundlings, geprägt von alten Dreiseitenhöfen und Fachwerk, sogar Umgebindehäuser sind darunter.
Wir wollen diese Häuser retten, vor dem Verfall, und vor der Spekulation. Sie sollen in unveräußerliches Gemeinschaftseigentum übertragen und so langfristig für eine gemeinwohlorientierte Nutzung gesichert werden. Dafür arbeiten wir mit Stiftungen zusammen, die sich eben jenes Ziel gesetzt haben. Für diese Kooperation brauchen wir eine Beschreibung der Wohn- oder Projektvorhaben in Form eines Nutzungs- und Finanzierungskonzepten. Ein solches wollen wir ab November für einen ersten Straßenzug erarbeiten. Wir werden dabei von verschiedenen Expert*innen, z.B. zu Inklusion, Rechtsformen und Finanzierungsmodellen beraten werden, sodass auch in diesem Bereich noch Unerfahrene an der Konzepterarbeitung mitwirken können.
Ob und wie schnell die Konzepte umgesetzt werden können, ist aufgrund der aktuell fehlenden Kooperationswilligkeit des Bergbauunternehmens derzeit schwer abzuschätzen. Jedoch braucht es diese Konkretisierung der Ideen, um erste Verhandlungen führen und mehr konkrete Unterstützer*innen für die Projekte gewinnen zu können.
Die Engagierten von Pödelwitz, und im Speziellen wir von der Initiative für das Lehmkompetenzzentrum, freuen uns über Interesse, Ideen und ganz besonders natürlich über Mitstreiter*innen, die mit uns die so dringend nötige sozial-ökologische Transformation gestalten und konkret verwirklichen möchten!
Initiative Lehmkompetenzzentrum, lehm@poedelwitz.de
Kea Weber, Pödelwitz hat Zukunft e.V. www.poedelwitz.de
Dietmar Schäfer, Naturfreunde und Heimatverein Groitzsch e.V.
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